Bericht

Adventsimpuls 2024

Auch heuer konnten wie wieder einen Adventsimpuls gemeinsam feiern. Bei ein wenig Schneefall trafen wir uns im Pfarrgarten. Herr Pfarrer Fischer hielt eine Ansprache die hier im Wortlaut nachgelesen werden kann.  Ein herzliches vergelt`s Gott an alle, die bei der Vorbereitung und Durchführung geholfen haben.

Liebe Schwestern und Brüder,

Weihnachten gilt gemeinhin als das Fest des Friedens und die soeben gehörte Bibelstelle aus dem Lukasevangelium legt dies nicht nur nahe, sondern ist die zentrale Referenzstelle, wenn es d darum geht, die beiden Themen der Menschwerdung Gottes und des Friedens auf Erden zusammenzudenken. Dabei müssen wir uns nicht erst groß in der Welt umschauen, um zu wissen. An diesem, wie bereits an so vielen anderen Weihnachtsfesten, scheint die Menschheit weiter entfemt zu sein vom Frieden, als wir es in den letzten Jahren und Jahrzehnten für möglich gehalten hätten

Viel gäbe es aus Sicht des Christentums zur weltpolitischen Lage zu sagen. Und es erscheint mir wahrhaftig wichtig, dass wir uns heute Abend (am Tag vor Heiligabend) des Themas Friedens annehmen. Denn beim Frieden geht es nicht, wie wir in der Lesung gehört haben, um ein romantisch-verklärtes idyll das man auch zu oft aus den Worten des Lukas-Evangeliums hat ableiten wollen. Beim Frieden geht es vielmehr um ein stetes, die Welt in all ihrer Verfasstheit ernst nehmendes Bemühen, trotz allem, dem Leben in Fülle, das uns von Gott her verheißen ist, eine Chance zu geben. Genau darum geht es, wenn Weihnachten für uns ein Fest des Friedens werden soll

Was aber ist genau damit gemeint, wenn wir von Weihnachten als einem Fest des Friedens sprechen? Der politische Frieden zur Zeit der Geburt Jesu war ein sehr gefährdeter, ja brüchiger Frieden, der sich nur dem unerbittlichen Unterdrückungswillen der römischen Besatzer verdankte. Von sozialem Frieden kann mit Blick auf die prekäre Lebenssituation vieler Zeitgenossen Jesu keine Rede sein. Die Hirten geben uns hier ein eindrucksvolles Beispiel. Wie wenige Gruppen der damaligen Gesellschaft erfuhren sie sich als ausgegrenzt und an den Rand gedrückt. Und auch der persönliche Frieden scheint ein zweischneidiges Schwert zu sein, wie wir uns am Beispiel der Heiligen Famille klar machen können. Wenige Tage nach der Geburt Jesu müssen Maria und Josef mit dem kleinen Jesus nach Ägypten fliehen, um dem kinderschlachtenden König Herodes zu entkommen.

Und dennoch: Wir halten fest am Friedensanspruch des Weihnachtsfestes! Und wir tun dies zurecht. Denn mit der Geburt Jesu realisiert sich eine Verheißung, die uns Menschen dazu ermutigen darf und ermutigen soll, trotz allem den Frieden zu glauben und uns ihm dienstbar zu machen. Und dieser Friede beginnt im Kleinen. Anders formuliert, er beginnt bei jedem und jeder von uns.

Mit der geballten Faust in der Hosentasche kann ich nicht Weihnachten feiern! So wenig wie mit der Kalaschnikow im Anschlag! Mit dieser Erkenntnis beginnen wir, wenn wir uns bemühen weihnachtliche Menschen zu werden. Sie ist eine conditio sine qua non, wie das die Philosophen nennen. Eine Bedingung, deren Erfüllung die Grundvoraussetzung ist für alles weitere. Darum wird es an Weihnachten vor allem darum gehen, die geballte Faust zu lösen. Das löst noch nicht alle Probleme und stellt nur einen ersten Schritt dar, ohne den es jedoch nichts wird mit der Verwirklichung des Friedens in unserem Leben.

Mit der geballten Faust in der Hosentasche kann ich nicht Weihnachten feiern! Wann und wo balle ich meine Faust? Welche Begegnungen in meinem Leben sind hiervon geprägt? Wieso fällt es mir so schwer, loszulassen und dem anderen mit offen Händen, ja offen Herzen gegenüberzutreten? Dies sind Fragen, über die nachzudenken lohnt gerade am Tag vor Helligabend. Gerade dann, wenn wir Ernst machen wollen mit den Friedensfunken und ihrer die Welt und unser Leben verwandelnden Kraft. Dabei gilt es, realistisch zu bleiben: Es geht um Friedensfunken, d.h. kleine, aber entscheidende. Schritte  des Ausgleichs, der Annäherung und der Versöhnung. Es geht nicht darum, mit einem Schlag eine perfekte Welt, perfekte Famille oder perfekte Beziehung zu Wege zu bringen. Das ist nicht die Botschaft von Weihnachten! Weihnachten ist vielmehr die Einladung vor dem Hintergrund der Menschwendung Gottes, den ersten Schritt zu wagen.

Dies können und dürfen wir im Vertrauen auf Gottes begleitende Gegenwart, die in der Menschwerdung Jesu ihren unhintergehbaren Ausdruck gefunden hat. Wo kann ich an diesem Weihnachtsfest mit Gottes Hilfe einen solchen ersten Schritt wagen? Das ist eine spannende, aber, so meine ich, alles entscheidende Frage, wenn wir mit Weihnachten und Frieden Ernst machen wollen.

In diesem Sinne wünsche ich mir, dass Weihnachten für uns ein Fest der kleinen Schritte werden möge auf dem Weg zum Frieden in unserem Leben und in der Welt. Laufen Sie nur los, Gott ist an Ihrer Seite! Amen.

Dr. Dr. Rupert Dirk Fischer, Augsburg